Anwendung rund ums Auto
Die Warnwestenpflicht im deutschen Straßenverkehr
Seit 2014 gibt es auch in Deutschland die Warnwestenpflicht. Schon lange aus dem Arbeitsschutz bekannt, fanden die bunten Westen damit auch den Weg in die deutschen Autos. Die Westen dienen im Notfall dazu, schnell gesehen zu werden, und können im Extremfall schwere Folgeunfälle vermeiden. Somit sorgen sie direkt für die Unfallvermeidung und die Sicherheit im Straßenverkehr.
In Deutschland gilt, dass in jedem Fahrzeug eine Warnweste vorhanden sein muss, unabhängig von der Anzahl der mitfahrenden Personen. Dabei darf es nicht einfach irgendeine Weste sein: Die Warnwesten unterliegen bestimmten gesetzlichen Anforderungen. Welche dies genau sind und was Sie sonst noch beachten müssen, erfahren Sie hier.
Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Signalweste?
Für die Warnwesten gibt es bestimmte Normen, so müssen die mitgeführten Warnwesten zertifiziert sein und der DIN EN 471:2003+A1:2007 bzw. der EN ISO 20 471:2013 entsprechen. Auch die genauen Farben und die Beschaffenheit der Warnwesten sind geregelt. Sie müssen aus einem fluoreszierenden Material bestehen. Außerdem ist ein Reflektorstreifen von mindestens fünf Zentimetern Breite vorgeschrieben, der durchgängig um die Weste läuft. Dies garantiert eine 360-Grad-Sicht auch bei schlechten Wetterbedingungen. Die erlaubten Farben sind Orange, Gelb und ein leuchtendes Rot. Für den Einsatz im Automobil sind grüne Modelle nicht gestattet. Achten Sie hier auch auf die Kennzeichnung EN 13356 und EN 1150 für Warnwesten im nicht-professionellen Einsatz.
Nicht in jedem am Straßenverkehr teilnehmenden Gefährt müssen Sie auch eine Warnweste dabeihaben. Die gesetzlichen Regelungen greifen bei allen Automotiven, Pkws, Lkws, Zug- und Sattelzugmaschinen und Busse. Nicht eingenommen sind dabei Motorräder. Auch bei Wohnwagen gibt es keine gesetzlichen Regelungen. Zu Gunsten der Sicherheit empfiehlt es sich trotzdem immer, auch in den nicht gesetzlich vorgeschriebenen Fortbewegungsmitteln mindestens eine Warnweste mitzuführen.
Für die Unterbringung der Westen gibt es ebenfalls keine klaren Regelungen. Im Falle einer Panne oder eines Unfalls sollte die Warnweste aber schnell greifbar und verfügbar sein. Hierfür eignet sich vor allem das Handschuhfach oder seitliche Ablagen. Zusammen mit anderem Autozubehör im Kofferraum ist die Weste nicht so gut aufgehoben, denn hier muss das Fahrzeug erst verlassen werden. Auch das Hängen über einen Sitz wird von Experten als kritisch angesehen, denn dabei kann die Farbe durch die Sonneneinstrahlung leiden.
Es ist eine Reihe unterschiedlicher Warnwesten erhältlich. Neben den verschiedenen zugelassenen Farben Gelb, Orange und Rot können Sie auch unterschiedliche Größen wählen. Hier ist vor allem bei einer sehr kräftigen Statur gut, die Passform vorher zu prüfen. Auch für Kinder gibt es spezielle Warnwesten, damit diese im Ernstfall nicht vom Körper rutschen. Prinzipiell gilt bei den Warnwesten jedoch, dass sie lieber zu groß als zu klein sein sollten. Haben Sie regelmäßig einen Vierbeiner dabei, können Sie auch Warnwesten für den Hund erwerben. Diese können sich vor allem bei Pannen als nützlich erweisen.
Die Warnweste sollten Sie immer dann anziehen, wenn Sie in einer unübersichtlichen Situation gesehen werden müssen. Dies kann beispielsweise durch schlechte Witterung bedingt sein oder auch durch den Einbruch der Dunkelheit. Im Zweifelsfall sollten Sie lieber einmal zu oft zur Warnweste greifen als einmal zu wenig. Eine Pflicht, die mitgeführte Warnweste auch zu tragen, gibt es in Deutschland nicht. In anderen Ländern gelten hier jedoch zum Teil andere Regelungen.
Die Sicherheitsweste in anderen Ländern
Während es in Deutschland nur die Mitführpflicht, jedoch keine Tragepflicht gibt, haben andere Länder andere Pflichten und auch andere Bußgelder. Haben Sie in Deutschland keine Warnweste dabei, wird ein Bußgeld von 15 Euro fällig. Punkte oder ein Fahrverbot brauchen Sie aber nicht zu befürchten.
Im Nachbarland Österreich beispielsweise müssen Sie auch mindestens eine Signalweste dabeihaben, zusätzlich muss aber auch jede Person, die in einer unübersichtlichen Situation aussteigt, eine Weste tragen. Ist dies nicht der Fall, drohen 14 bis 210 Euro Bußgeld. Noch höhere Strafen gibt es in Belgien, hier werden bis zu 1400 Euro fällig. Auch hier gilt die Tragepflicht.
In Finnland und Luxemburg ist die Warnwestenpflicht nicht nur für Autofahrer gültig, auch Fußgänger müssen bei Einbruch der Dunkelheit eine Sicherheitsweste tragen. Ähnliche Regelungen finden Sie in verschiedenen Ländern auch für Radfahrer. Sie sollten sich im Zweifelsfall also vorher informieren, welche genauen Regelungen es in welchem Land gibt.
Wenn Sie für jeden Platz im Auto eine Warnweste dabeihaben und diese immer anziehen, sobald Sie an einen Unfallort oder Ähnliches kommen, können Sie nichts falsch machen. Dann erfüllen Sie den Großteil aller Anforderungen, die es im In- und Ausland in Bezug auf Unfallwesten gibt.
Was sollte im Notfall außer der Unfallweste noch beachtet werden?
Kommt es zum Ernstfall und Sie sind Beteiligter oder Zeuge eines Unfalls, sollten Sie ein paar Dinge beachten. Der Großteil gilt auch, wenn Sie nur eine Panne haben und am Straßenrand stehen bleiben. Die oberste Regel ist dabei stets: Denken Sie an Ihren Eigenschutz. Neben der Signalweste müssen auch immer ein Verbandskasten und ein Warndreieck im Fahrzeug vorhanden sein. Diese sind oft im Kofferraum verstaut. Gerade an einer ungesicherten Unfallstelle sollten Sie sich immer einen Überblick über die Situation verschaffen und alles absichern, da es sonst zu schweren Folgeunfällen kommen kann.
Dazu gehört auch, die Warnweste vor dem Verlassen des Fahrzeugs anzuziehen, da Sie beim Aussteigen bereits von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden müssen. Bei einer Panne sollten Sie Ihr Auto so abstellen, dass es nach Möglichkeit sicher steht, gut sichtbar ist und die Gefahr minimiert wird, dass es zur Gefahr für ein anderes Auto wird. Sind Sie an einer ungesicherten Unfallstelle angekommen, sollten Sie Ihr Auto in Fahrtrichtung mit Abstand davorstellen. Dies sorgt für eine Barriere zwischen der Fahrbahn und dem in den Unfall verwickelten Auto und kann im Extremfall verhindern, dass andere Autos in die ungesicherte Unfallstelle fahren und Verletzte weiter schädigen.
Nachdem Sie sich einen Überblick verschafft haben, sollten Sie das Warndreieck aufstellen und den Notruf wählen. Das Warndreieck sollte weit genug weg sein, dass andere Fahrer die Unfallstelle rechtzeitig sehen. Als Richtwert gilt dabei die Höchst- bzw. Richtgeschwindigkeit der Straße, also innerorts 50 m entfernt, auf der Autobahn 130 m. Auch hier hilft Ihnen die farbige Weste dabei, gesehen zu werden, was gerade auf einer unbeleuchteten Landstraße sehr wichtig sein kann.